Eine Annährung an beziehungsweise die Konfrontation mit Gemälden Velimir Ilisevics ist wohl für die meisten Betrachterinnen und Betrachter zunächst eine Herausforderung. Diese bestehet darin, dass es in den Bildern keine Motive mit Selbstverständlichkeit gibt - weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick.Die Gemälde, aber auch die Arbeiten auf Papier sind auf den ersten Blick zwar durchaus mit gedanklichen Anknüpfungsmöglichkeiten ausgestattet - einige Objekte lassen sich von Ferne indentifizieren, zudem ermöglichen die Titel Assoziationsketten, die Farbgebung lässt zu dem allgemein verständlichen (zum Beispiel starke Rot-Grün-Kontraste) auch eigene innere Erfahrungen anklingen, kurz: Man fühlt sich angesprochen und aktiviert, hinzusehen. Doch schnell wirkt vieles doch spröde unnahbar. Die Betrachterin, der Betrachter kommt schnell an ein Ende eigener Gefühlsregionen. Es beginnt unweigerlich ein Prozess des Suchens von weiteren Potenzialen der Interpretation - Ilisevics Spiel eben
Dr. Matthias Fischer

«Velimir Ilisevic arbeitet häufig in Serien. Darin wird ein Thema inhaltlich, vor allem aber auch formal durchdrungen; in motivischen Varianten - jeweils anderer Komposition, anderer Farbigkeit, anderer Malweise - bringt er dessen verschiedene Dimensionen zur Geltung. Was auf den ersten Blick harmlos, vielleicht auch hermetisch erscheinen mag, entpuppt sich in der Synopsis der Werke einer Serie als abgründig-existenziell. So auch bei „Eschenstock“. Lässt der Titel hier zuerst an eine Beschäftigung mit einem Stück Natur denken, so handelt es sich dabei um die Übersetzung von ‚Jasenovac‘, dem Namen des größten Konzentrationslagers in Kroatien (von 1941-45). Die Großmutter, die Mutter sowie die Tanten von Velimir Ilisevic waren dort interniert und von Ermordung bedroht. Das wurde über Jahrzehnte hinweg prägend für die Familie, und in verdichteter Weise geht der Künstler dieser Erfahrung in seinem Werkzyklus nach. Dabei wählt er - überraschenderweise - sanfte, eher helle Farbtöne, und da er keinen klassisch perspektivischen Bildraum konstruiert, scheinen die Gegenstände auf den Bildern auch eher zu schweben, von der Schwerkraft befreit. Aber zugleich wirken sie fragmentiert, gewaltsam zerstückelt. So wenig den Bildern also Schwere und Düsternis zueigen sind, so sehr zeugen sie doch von Zerstörung und Aggression. Diese mutet sogar umso bedrohlicher an, als sie so lapidar - ohne Lärm und Pathos - auftaucht: als sei ihre Präsenz nicht auf ein Lager und einen Ausnahmezustand beschränkt, sondern könne überall - ganz alltäglich - stattfinden. Für Hannah Arendts Formel der 'Banalität des Bösen' findet Ilisevic in seiner Serie damit eine höchst eindrucksvolle, unvergessliche Bildsprache.»

Wolfgang Ullrich, Deutscher Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler

«Eine Annäherung an beziehungsweise die Konfrontation mit Gemälden Velimir Ilisevics ist wohl für die meisten Betrachterinnen und Betrachter zunächst eine Herausforderung. Diese bestehet darin, dass es in den Bildern keine Motive mit Selbstverständlichkeit gibt - weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick. Die Gemälde, aber auch die Arbeiten auf Papier sind auf den ersten Blick zwar durchaus mit gedanklichen Anknüpfungsmöglichkeiten ausgestattet - einige Objekte lassen sich von Ferne indentifizieren, zudem ermöglichen die Titel Assoziationsketten, die Farbgebung lässt zu dem allgemein verständlichen (zum Beispiel starke Rot-Grün-Kontraste) auch eigene innere Erfahrungen anklingen, kurz: Man fühlt sich angesprochen und aktiviert, hinzusehen. Doch schnell wirkt vieles doch spröde unnahbar. Die Betrachterin, der Betrachter kommt schnell an ein Ende eigener Gefühlsregionen. Es beginnt unweigerlich ein Prozess des Suchens von weiteren Potenzialen der Interpretation - Ilisevics Spiel eben.»

Dr. Matthias Fischer

«Die Bildwelten von Velimir Ilisevic beleuchten Bereiche jenseits des eigentlich Sichtbaren. Es sind Vorstellungs- oder Sehensuchtwelten, deren Funktionen vage und offen bleiben, und die Erfahrungen zwischen Leben und Tod, Leidenschaft und Verzweiflung, Erfolg und Scheitern ausloten.»

Dominique von Burg

«Seine "grossen Themen" - Herkunft, Trauer, Tod, Geschlecht, Sexualität, Gemeinschaft, Isolation, Verantwortung, Existenz verhandelt er ganz persönlich, ganz individuell, doch gültig fü alle. Indem er im malerischen Prozess, anstelle von abschliessenden Symbolen, unverbrauchte, nicht festgelegte Zeichen " (er-)findet", niemals moralisierend auf einen blossen Zweck hin gestaltet, gelingt es Velimir Ilisevic, grosse, dabei einfache Sinbilder zu schaffen.»

Christoph Bauer: Zeichen der Existenz im Werk von Velimir Ilisevic (2009)

«Das Werk des Malers Velimir Ilisevic ist in der Schweiz höchst eigenständig in Bezug auf Stil, Motivwahl, Farbauftrag und malerischer Erfindungskraft.»

dr. Kathleen Bühler: "Malen in der Fremde", (2016)

«...gelegentlich taucht ein Ding auf, etwas Ganzes, das man wiedererkennt, es scheint aus einem verwüsteten Gedächtnis zu ragen, aus einem Schlachtfeld der Alzheimerkrankheit, die die Welt erwischt hat, Menschen, aber auch Bibliotheken, Galerien, Archive...
Die heitere Verwüstung hat etwas von der Unmittelbarkeit einer Kinderzeichnung, von deren Infantilität, die keiner kopieren oder imitieren kann.
Aus der Kindlichkeit, die gelegentlich in Ilisevics Bildern aufblitzt, erwächst das, was über der Kalender des Lebens hinausweist: Symbole, Zeichen, archaische Szenen. Von Ilisevics kindisch-kindlich gezeichneten Blumen, Schlitten oder Bäumen zu mythischen Zeichen derselben Blumen, Schlitten, oder Bäume ist es kaum ein halber Menschenschritt. Kindheit und Ewigkeit sind in seiner Welt eins.»

Miljenko Jergovic: Das Werk als Heimat, (2016)